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Agadir Inoummar
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Agadir Inoummar

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Agadir Inoummar

Im Jahr 2015 haben wir Agadir Inoummar in der Nähe von Biougra das erste Mal besucht, waren schwer begeistert von Lage, Größe und Zustand sowie dem freundlichen Amin (Wächter) Mohammed Marco.

Drei Jahre später zog es uns erneut dort hin, begleitet von Youssef und Mahfoud, die beide im Bereich Tourismus arbeiten. Für sie war das „fast vor der Haustür“ liegende Ziel völliges Neuland.
Sie ließen sich von unserer Begeisterung anstecken, mussten sich immer wieder alles ansehen und führten lange Gespräche mit Marco. Gemeinsam haben wir zu der Zeit einen Flyer entwickelt, in dem diese und weitere Ausflugsziele für Tagestouren aus Agadir beschrieben sind. Wir hatten die Vision, Pauschaltouristen in Agadir für Ausflüge in die nähere Umgebung zu begeistern.

2019 erreichte uns die Nachricht, Amin Mohammed Marco sei gestorben. Aus der Ferne klang der Weiterbestand der einst so leidenschaftlichen Führungen durch den Speicher wenig positiv. Daher fassten wir den Entschluss, Inoummar mit Marco in Erinnerung zu behalten, dort nicht mehr aufzutauchen.

Aber in Marokko kommt immer alles anders…. Brahim, der zwar aus Biougra stammt, kennt Inoummar nicht, wir haben Zeit. Was liegt näher, als mit ihm dort hin zu fahren? Schnell war noch ein interessierter Freund von Brahim eingeladen.
Brahim und Yassine wundern sich, mit welcher Selbstverständlichkeit wir uns auf kleinen Straßen auskennen. Und wir jubeln über wunderbar asphaltierte Straßen, die wir noch als üble Holperpiste in Erinnerung haben. Selbst am Abzweig zum Dorf steht jetzt ein gut sichtbares Hinweisschild zum Speicher.

Die Überraschungen nehmen aber kein Ende. Vom Dorf führt ein schmaler Trampelpfad bergab zum Speicher, heute ist dieser Pfad ausgebaut, leicht zu finden und gut begehbar. Als wir bergab stapfen, hören hinter uns Hufgetrappel, eine in traditionelle Kleidung gehüllte Frau überholt uns lächelnd, bietet uns einen Platz auf dem Esel an. Wir lehnen höflich ab, um das arme Tier nicht über alle Maßen zu beanspruchen.
Die Frau stellt sich als Witwe des verstorbenen Amins vor, sie sei jetzt zuständig für Speicherbesichtigungen. Zügig trappelt der Esel bergab und als wir unten ankommen, öffnet die Frau als Hausherrin von innen einladend die erste Eingangspforte.

Gespannt treten wir ein, bekommen bereits im Eingangsbereich einige dort aufgereihte Geräte erklärt. Am meisten beeindruckt mich der Katzenlöffel. Es handelt sich um eine hölzerne Schöpfkelle, mit der für die Katze des Amins die ihr zustehende Futterration bemessen wurde. Schließlich hatte sie die wichtige Aufgabe, Speicherzellen, in denen Getreide lagerte, mäusfrei zu halten.
Für das Öffnen der zweiten Eingangspforte zieht die Frau den traditionellen Holzschlüssel aus ihrem Gewand. Kichernd beobachtet sie, wie Andreas sich abmüht, die Tür damit aufzuschließen. Unter ihren geübten Händen sieht das soo einfach aus…

Während wir durch die Gänge des mit 295 Kammer großen Speichers stromern, zieht sie sich zurück, um Tee vorzubereiten. Dann umrunden wir das Gebäude, laufen immer an der umfassenden Außenmauer entlang. An jeder Ecke befindet sich ein Wachturm, zwischen Außenmauer und Speicher gab es Schmuckwerkstätten, einst von Juden betrieben und eine Schmiede.

Nun erwartet die Frau uns in ihrer Loge, der Tee ist fertig. Lange unterhält sich Brahim mit ihr und es macht einfach nur Freude, die Gesichter der beiden zu beobachten. Ganz besonders lebhaft wird die Frau, als das Thema Hochzeit zur Sprache kommt, wie uns Brahim später im Auto übersetzt. Spitzbübisch lachend bietet sie Brahim und Yassine den Speicher als Ort für ihre Hochzeitsfeiern an…

Bevor uns die einbrechende Dämmerung an den Rückweg erinnert, zeigt uns die Frau noch ihr unten im Flusstal liegendes Haus, bietet uns dort ein Nachtquartier an und lässt uns erst ziehen, nachdem wir ihr versprechen, das nächste Mal ganz bestimmt zum Essen in ihr Haus zu kommen – inschallah.

 

Text: Barbara & Andreas

marokko-erfahren.de
marokko-erfahren ist eine unabhängige europaweite Privatinitiative zur Förderung von Beschäftigung und Kulturerhalt.

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