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Zum Abschied von Maurice Brahim Goufrani – Freund und Vermittler zwischen Essaouira und Heidelberg
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Zum Abschied von Maurice Brahim Goufrani – Freund und Vermittler zwischen Essaouira und Heidelberg

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Text: Regina Keil-Sagawe

Sehr sehr traurig sind wir hier mit ganz vielen in Heidelberg, dass unser guter Freund Maurice Brahim  Goufrani, unser Mister 100 000 Volt, der Motor der Kultur- und Agenda 21 – Partnerschaft zwischen Heidelberg und Essaouira, diese Welt so jäh verlassen hat. Als Sohn einer französischen Mutter und zugleich Sproß einer Berber-Karawaniersdynastie aus dem Anti-Atlas, war Maurice der Empfangs- und Sicherheitschef, quasi „das Auge“, des Pariser Centre Pompidou, wurde von dort aber 1998 nach Essaouira delegiert, um seine Geburtsstadt künstlerisch und kulturell auf dem Weg zum Unesco-Weltkulturerbe zu unterstützen, und lief uns dort prompt in einer von ihm organisierten Ausstellung im einstigen Tribunal de Justice, dem dortigen Agenda 21-Büro, über den Weg. – Heidelberg war damals die deutsche Öko-Hauptstadt, und Beate Weber, unsere damalige Bürgermeisterin, regte eine Agenda-Partnerschaft mit Essaouira an. Dass das dann alles Schlag auf Schlag ging, sich Besuche Heidelberger und marokkanischer Delegationen 1998-99 schier überschlugen, ab 2000 Partnerschafts-Abkommen zwischen der PH Heidelberg, dem CFI Essaouira und dem von Marrakesch, folgten, dass es Kolloquien und Publikationen, Schülerreisen und Studienpraktika, Hochschul- Exkursionen und Künstlerresidenzen sowie Ausstellungen gab, dass Heidelberger Gruppenreisen stets in Spendenaktionen für kleine Landschulen der Region mündeten, die mit Solarpanelen und Wasserpumpen, Schilfrohrdächern und Zisternen, Bäumen und Hoftoren sowie Schulbüchern ausgestattet wurden, dass sich ein Briefwechsel zwischen Schülern des Heidelberg College und denen des Lycée Mohamed V, an dem sogar Deutsch eingeführt wurde, entspann, der dann sogar Einlass in ein gängiges Landeskundebuch für den Französischunterricht fand, das alles geht letztlich auf Maurice als unermüdlichen Ideengeber und sein großes Talent zum Brückenbau zwischen Europa und dem Maghreb zurück. VHS und Rathaus, PH und Agenda 21-Büro, Institut Français und Maison de Montpellier, Hölderlingymnasium und Bunsen, Galerie Arabeske und Kunstverein, Völkerkundemuseum und Stadtbücherei, Literaturtage und Kasba Artisanat, Karlstorbahnhof und Ausländerrat … sie alle waren damals in den Austausch mit Essaouira involviert und sind es zum Teil noch bis heute. – Das Angebot des Königlichen Ratgebers, André Azoulay, Sohn der Stadt und ihr bedeutendster Förderer, Heidelberg das alte portugiesische Konsulat zu schenken und daraus ein Heidelberg-Haus nach dem Modell von Montpellier zu machen – als Gastgeschenk hätte man sich eine ausrangierte Heidelberger Druckmaschine gewünscht – wurde vom Gemeinderat seinerzeit in den Wind geschlagen …Offiziell ist die Städtepartnerschaft deshalb bis heute nicht, und vielleicht tut es dem einen oder der anderen inzwischen leid, denn als UNESCO-Weltkulturerbe und UNESCO-City of Music hat Essaouira (wo Heidelberg damals noch echte Aufbau-Hilfe in Sachen Altstadtrenovierung und Umweltmanagement hätte leisten können) inzwischen die Nase längst vorn …

Die Stadt ist heute Marokkos erste Destination für Touristen aus aller Welt. In drei Tagen steigt dort wieder das legendäre Gnawa-Festival, das Maurice Brahim Goufrani 1998 mit aus der Taufe gehoben hatte – und dessen populärsten Musiker,Omar Hayat, er sogar einmal zum Heidelberger Maghrebtag ins Spiegelzelt auf dem Uni-Platz begleiten konnte…. … …

Aber „Ddenya ma ydoumou“ – „Die Welt ist nicht ewig“, so die rituelle Gnawa-Formel, und die Welt endlos vieler Menschen, ohne Dich, lieber Maurice, wird sie mit Sicherheit noch einmal ganz anders sein. Ihnen und uns allen zum Trost das Wort von Rilke: „Vergangen nicht,Verwandelt ist, Was war.“ BON VOL, CHER MAURICE !

 

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