Ich bin ein praktisch denkender Mensch, der sich gern an positiven Projekten beteiligt, die zu einem erkennbaren Ergebnis führen. Das auf diese Weise erzielte Ergebnis ist für mich Motivation, auch künftig unter dieser Maxime zu agieren.
In der menschlichen Kommunikation gibt es für das Gelingen zwei Bedingungen: Aus der gut verständlichen Perspektive der Kybernetik formuliert, benötigen wir zunächst einen gemeinsamen Zeichenvorrat. In meinem Fall bedeutet dies, dass ich auf Deutsch kommunizieren kann. Hier spiegelt sich meine jahrelange Hingabe wider, die deutsche Sprache zu erlernen und mich intensiv mit der Germanistik und der deutschen Kultur auseinanderzusetzen. Als Marokkaner habe ich erkannt, dass öffnen, die sonst verschlossen geblieben wären. Die Sprache dient als Brücke, die nicht nur Worte, sondern auch Gedanken, Gefühle und Werte vermittelt.
Und den zweiten, meist wenige bedachten Aspekt: Die Bereitschaft, den Willen, zur Kommunikation. Also verstehen zu wollen. Die intellektuelle Anstrengung zu leisten, sich empathisch in ein Gegenüber zu versetzen, um zu verstehen, worum es ihm oder ihr – auch über die Worte hinaus – geht. Das ist es, wenn ich formuliere: ich verstehe.
Wir leben in einer Welt mit zahlreichen menschlichen Kulturen. Alle menschlichen Kulturen bilden eine gemeinsame Welt-Kultur. Gemeinsam – nicht getrennt. Keine Kultur ist überlegen. Und heute sind wir durch Globalisierung und Digitalisierung auf einer Entwicklungsstufe der Weltkultur angelangt, in der es unsere gemeinsame Aufgabe ist, ein friedliches Zusammenleben aller Menschen zu organisieren, die globale Kultur des Lebens. Gegen die globale Kultur des Todes, die viele Gesichter hat.
Vor diesem Hintergrund ist das, wofür ich mich engagiere ein Sandkorn. Aber auch ein Sandkorn kann viel bewegen, vor allem gemeinsam mit anderen. Auch als positives motivierendes Beispiel. Viele Sandkörner bilden eine Sanddüne, die stärker ist als die globale Kultur des Todes. Der britische Philosoph Karl Popper, den ich sehr schätze, hat formuliert: „Keine Toleranz der Intoleranz.“ Und: „Nichts ist determiniert.“ In diesem Sinn haben wir als Menschen die Chance, allein und gemeinsam viel positiv zu bewegen.
Ein Teil der Kultur ist die politische Kultur. Und ein wichtiger Teil der Bildung ist die politische Bildung. Kultur und Bildung haben also viel mit Politik zu tun, mit der Entwicklung von Demokratie als die gesellschaftliche Organisation von Menschen, das Zusammenleben so zu organisieren, dass alle Menschen – ohne jede Ausnahme – gemeinsam friedlich zusammenleben können.
Als jemand, der zwischen den Kulturen Marokkos und Deutschlands vermittelt, betrachte ich diese beiden Bedingungen nicht nur als Grundlagen, sondern als Leitprinzipien für interkulturelle Kommunikation. Durch das Beherrschen der deutschen Sprache und das kontinuierliche Streben nach Verständnis und Empathie, kann ich einen Dialog und eine Verständigung schaffen, die über bloße Worte hinausgehen.
Ich bin seit langem überzeugt, dass Deutschland und Marokko zusammengehören, und sich für einen gemeinsamen Nutzen einsetzen sollten. Ich setze mich seit Jahren für eine gemeinsame Interessensabwägung ein, die beiden Ländern nutzt. Denn beide Länder sind aufgrund ihrer Lage dazu prädestiniert, zwischen Ost-West-Nord und Süd integrierend und geostrategisch stabilisierend zu wirken. Man muss zusammenarbeiten, um voneinander zu lernen. Um dies zu erreichen, bedarf es der Förderung der gegenseitigen Wertschätzung und Anerkennung.
Die bilateralen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Marokko sind von hoher Bedeutung für beide Staaten. Sie umfassen nicht nur politische und wirtschaftliche Aspekte, sondern auch kulturelle und gesellschaftliche Dimensionen. In diesem Kontext spielt die deutsche parlamentarische Außenpolitik eine wichtige Rolle, insbesondere das Internationale Parlaments-Stipendium (IPS).
Die demokratischen Werte und Toleranz sowie das Verständnis für kulturelle Vielfalt zu festigen, sind Kernanliegen des IPS, dessen Teilnehmer inzwischen aus 41 Nationen kommen. Und der Austausch ermöglicht neue Sichtweisen – auf Deutschland ebenso wie auf die teilnehmenden Länder; er eröffnet berufliche Perspektiven, knüpft mit neuen Freundschaften ein internationales Netzwerk und stiftet so nachhaltig Ertrag für die jeweiligen Länder. Ich blicke deshalb zurück auf zehn Jahre eindrucksvoller Erfahrungen mit dem IPS.
Meine interkulturellen Erfahrungen und meine fachliche Expertise aus meiner Zeit im Bundestag haben dazu beigetragen, die marokkanisch-deutschen Beziehungen zu stärken und Projekte in Marokko erfolgreich umzusetzen, und einfühlsam zwischen der deutschen und marokkanischen Kultur zu vermitteln. Meine Teilnahme an dem Sonderprogramm IPS des Deutschen Bundestages für die arabischen Staaten im Jahr 2013 sowie an dem Regelprogramm IPS im Jahr 2020 und 2021 haben meine interkulturelle Kompetenz gefördert. Im Verlauf dieser Programme habe ich viele Kulturen kennengelernt und erfahren, wie ich mit Menschen anderer kultureller Prägung kommunizieren und Missverständnissen vorbeugen oder diese kultursensibel aus dem Weg räumen kann.
Das IPS trägt somit zur internationalen Verständigung bei und fördert den interkulturellen Dialog und die demokratischen Werte. Es ermöglicht jungen Menschen aus verschiedenen Ländern, voneinander zu lernen und Erfahrungen auszutauschen. Diese Begegnungen sind von unschätzbarem Wert für die persönliche Entwicklung und können dazu beitragen, Vorurteile abzubauen und ein Verständnis für andere Kulturen und Lebensweisen zu entwickeln, was die Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft vorantreibt.
In einer immer stärker vernetzten Welt wird der Austausch zwischen verschiedenen Nationen und Kulturen immer wichtiger. Das IPS ist ein gutes Beispiel dafür, dass politische Bildung und Dialog zu einem besseren Verständnis zwischen den Nationen beitragen. Dieser Austausch ist ein wichtiger Beitrag zum Frieden und verhindert viele Konflikte.
Mein herzlicher Dank gilt dem Deutschen Bundestag, den Berliner Universitäten für dieses tolle Programm, den politischen Stiftungen und der Deutschen Botschaft in Marokko.
Das Buchprojekt „Deutsche parlamentarische Außenpolitik: Beitrag des IPS zur Stärkung der deutsch-marokkanischen Beziehungen“ beschäftigt sich mit der deutschen Parlamentarischen Außenpolitik und der Frage, wie das IPS dazu beiträgt, den interkulturellen Dialog zwischen Marokko und Deutschland zu fördern und die Beziehungen zwischen beiden Ländern zu stärken.
Dabei geht es nicht nur um deutsche Parlamentarische Außenpolitik, sondern auch um die Rolle des IPS und ihre Arbeit vor Ort in Marokko. Die Rolle des Internationalen Parlaments – Stipendium (IPS) innerhalb dieses interkulturellen Dialogs wird ausführlich erklärt und untersucht. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie diese zur Verständigung zwischen beiden Ländern beigetragen hat.
Als IPS-Alumni bin ich in mein Heimatland mit einem Schatz an interkulturellen Erfahrungen und fachlicher Expertise zurückgekehrt. Als bilateraler Brückenbauer und Multiplikator zwischen Marokko und Deutschland möchte ich mit dieser Arbeit zeigen, inwieweit Deutschlands Alumnis, als Kulturdiplomaten einen Beitrag zur kulturellen Annäherung leisten können.
Im Verlauf der Diplomatischen Krise des Jahres 2021 zwischen Marokko und Deutschland wurde mir klar, wie wichtig Kulturdiplomatie bei der Lösungsfindung diplomatischer Krisen ist und wie Multiplikatoren und bilaterale Brückenbauer zur kulturellen Annäherung und zum Dialog zwischen Deutschland und Marokko beigetragen haben.
Ich hoffe, dass dieses Buch dazu beitragen wird, das Verständnis zwischen Marokko und Deutschland weiter zu stärken und den interkulturellen Dialog zu fördern.
Das Buch „Deutsche parlamentarische Außenpolitik: Beitrag des IPS zur Stärkung der deutsch-marokkanischen Beziehungen“ ist bei Amazon erhältlich unter: https://www.amazon.com/-/de/dp/B0CCN45663/ref=sr_1_2?qid=1690393285&refinements=p_27%3ABrahim+OUBAHA&s=books&sr=1-2&text=Brahim+OUBAHA
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