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Gespräch mit Yan d’Albert über Kulturdiplomatie und interreligiösen Dialog zwischen Marokko und Deutschland
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Gespräch mit Yan d’Albert über Kulturdiplomatie und interreligiösen Dialog zwischen Marokko und Deutschland

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Yan d’Albert (Abdul Malik oder A.M.A.) wurde 1958 in Augsburg geboren. Er ist Musiker, Musiklehrer, Buchautor, Verleger und Produzent. Von früher Kindheit an erhielt er Musik- und Ballettunterricht und studierte später Klavier, Gitarre, Komposition und Dirigieren am Richard-Strauss-Konservatorium in München. Früh schon gewann er Musikpreise in Kompositions- und Songwettbewerben. Eine Ausbildung zum Musiknoten-Graphiker folgte. Er arbeitete lange Jahre im Pop-/Rock-Business, distanzierte sich aber später davon. 1996 nahm er den Islam an und widmete sich literarisch und musikalisch überwiegend der Sufitradition und dem Islam. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, Audio-CDs und Hörbücher. 2007 gründete er eine eigene Musikschule in Bergisch Gladbach. 2017 eröffnete er das MUSIKHAUS ALBERT mit zusätzlichem Musikgeschäft. Dort stellt er auch Aufnahmen und Produktionen im eigenen Tonstudio her. 2021 startete er das Projekt sakîna media mit Aktionen und Publikationen verschiedenster Kunstrichtungen.

Herzlichen Dank, lieber Yan, dass Du Dir die Zeit genommen hast für dieses Interview. Wer ist Yan d’Albert und wie ist seine Beziehung zu Marokko und Agadir?

Ich danke Dir von Herzen für das Interesse und die Möglichkeit, mich und meine Arbeit in Eurem Magazin vorzustellen. Meine Liebe zu Marokko und insbesondere zu Agadir begann mit einer aufregenden Love-Story. Über ein Heiratsinserat im Internet fand ich zu einer bezaubernden Amazigh Frau aus Taroudant und beschloss, sie persönlich kennenzulernen. Ich buchte ein 3-Tage-Angebot mit Flug und Hotel in Agadir. Wir trafen uns dann heimlich in diesem Hotel; es war alles höchst aufregend und spannend. Wir verliebten uns ineinander und schon kurze Zeit später übersiedelte meine Geliebte nach Bergisch Gladbach, wo wir heirateten. Seit bald 20 Jahren sind wir glücklich zusammen und haben vier wunderbare Söhne, ma scha ALLÂH. Agadir, diese herrliche Küstenstadt, das bedeutet für mich neue Heimat und natürlich auch Sonne, Strand und Meer, die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Marokkaner, endloses Bummeln auf den Souks, allererlei Waren, frische Früchte, exotische Gewürze und Gerüche, herrliche Gerichte …, al-HamduliLLÂH! Sogar das Autofahren, so verrückt und riskant es jedes Mal ist, finde ich toll. Marokko, insbesondere Agadir, gibt mir das Gefühl, freier zu sein, mich in meiner Großfamilie geborgen zu fühlen, meine Religion unbeschwert leben zu können. Ein großartiges Ereignis war für uns das letzte Opferfest, an dem wir ein Lamm schlachten ließen. Das geht hier in Deutschland nicht so easy. Meine Frau bereitete dann ein köstliches Mahl und ich bekam mein Lieblingsteil vom Lamm: Das Herz. Immer wieder befällt mich eine große Sehnsucht nach dem wunderschönen Agadir. Meinen Lebensabend möchte ich auf alle Fälle in Marokko verbringen, inscha ALLÂH. Ein einfaches, aber glückliches Leben führen, auf einer kleinen Mezra leben wie ein Berber ;-), beten, musizieren, komponieren, sich selbst versorgen, Obst und Gemüse anbauen, Schafe und Ziegen halten, Joghurt und Käse herstellen …

Marokko hat schon viele berühmte Musiker und Künstler inspiriert und ist tatsächlich ein facettenreiches, vielseitiges, offenes und kulturreiches Land. Viele Philosophen und Autoren sind nach Marokko gereist und wurden inspiriert. Ist das auch bei Dir der Fall?

Ja, unbedingt. Wenn wir in Marokko sind, muss ich stets schreiben und komponieren, Eindrücke einfangen, mich von der Schönheit des Landes inspirieren lassen. Z. B. entstand der größte Teil meines Sira-Buches und -Hörbuches „MUHAMMAD“ (Frieden und Segen seien auf ihm) in Agadir und andere Schriften und Kompositionen. Ein musikalischer Zyklus mit Eigenkompositionen zu Agadir ist in Arbeit. Auch hier in Deutschland mache ich mit Marokkanern Musik und die Synthese bzw. das Ergebnis ist oft überwältigend. Ich hatte u. a. die große Ehre, mit Rhani Krija, einem der weltbesten Perkussionisten (Bandmitglied von Sting, Wolfgang Niedecken, Sarah O‘ Connor u. a.) auftreten und im Studio produzieren zu dürfen.

Musik verbindet. Sie hat etwas Verbindendes, über Sprachbarrieren hinaus. Wie kann Musik Menschen und verschiedene Kulturen verbinden und Brücken zwischen Völkern bauen? Welches kulturelle Projekt hast Du vor, in Marokko zu betreuen? Wie beeinflussen diese kulturellen Projekte die Verständigung zwischen zwei Ländern?

Das Magische an der Musik ist, dass sie urplötzlich verbinden kann. Sie hat etwas tief Ursprüngliches, Menschliches. Auch wenn Du Dich mit Deinem Gegenüber verbal mit keiner Sprache verständigen kannst, es reicht eine kleine Melodie, die Du trällerst, die ihr beide kennt, und das Klatschen der Hände dazu. Vielleicht entsteht sogar eine Hymne oder ein Hit, der Millionen Menschen miteinander verbindet.  Ich träume von einem musikalischen Zentrum in Agadir, welches ich gerne in ein bis zwei Jahren initiieren würde, mit Unterricht, Kursen und Seminaren, wo auch Einheimische und Touristen gleichermaßen sich begegnen können, interkulturell, musikalisch und menschlich, inscha ALLÂH. Es könnten hier neue Impulse und interkulturelle Werke entstehen. Vielleicht lässt sich dieses Projekt ja mit meinem Traum von einer kleinen Mezra verbinden. Dafür suche ich Förderer und Mitarbeiter und lade Interessierte ein, an dem Projekt mitzuwirken. 

Du bist ein kultureller Vermittler und Brückenbauer zwischen verschiedenen Kulturen und Völkern, nicht nur über Musik, sondern auch mit Deiner Tätigkeit als Autor. Wie siehst Du heutzutage die Bedeutsamkeit der Kulturdiplomatie und des interreligiösen Dialogs zwischen Marokko und Deutschland, und den kulturellen Dialog zwischen Musikern und Schriftsteller*innen der beiden Länder?

Ich hatte Kulturdiplomatie und interreligiösen Dialog zwischen Marokko und Deutschland für enorm wichtig. Gerade in den letzten Jahren stand es ja um die politischen und diplomatischen Beziehungen beider Länder nicht so gut. Auch herrschen da bei den Deutschen noch viele Vorurteile und Berührungsängste bzgl. Marokko. Das höre ich bei Gesprächen mit den Menschen hier immer wieder heraus. Und ich erzähle den Leuten von meinen Erfahrungen und Erlebnissen und sage ihnen: „Besucht doch mal das wunderschöne Land, macht Urlaub dort, lernt die Menschen dort kennen und schaut Euch die Sehenswürdigkeiten an; Agadir ist gerade auch für Familienurlaub absolut ideal.“ Ebenso der interreligiöse Dialog sowie die Da’wa sind mein langjähriges Betätigungsfeld, gerade auf dem Weg und im Sinne der Sufi-Tradition, welche meine geistige Heimat ist. Ich wünsche mir, dass die entsprechenden Gemeinschaften in Deutschland und Marokko immer mehr zusammenwachsen, inscha ALLÂH.

Woran arbeitest Du im Augenblick?

Ich schreibe zur Zeit an einem Buch über Musik und Islam. Darin sehe ich meine Aufgabe, in der muslimischen Welt aufzuklären und aufzuzeigen, dass Musik an sich nicht haram ist, wie so viele noch glauben. Parallel dazu produziere ich ein Album mit bekannten und auch eigenen Liedern, welches wie das Buch im Herbst 2023 veröffentlicht werden soll. Vorab und in Kürze wird Yan d’Albert einEN französischen Song – eine Liebeserklärung an eine marokkanische Stadt – aus dem Album auskoppeln und veröffentlichen, inscha ALLÂH. Lasst Euch überraschen!

Interview mit Yan d’Albert , geführt von Brahim Oubaha. Das Interview erschien erstmalig 2023 im Magazin „TIMA“. Diese Ausgabe ist bei Amazon erhältlich unter https://www.amazon.de/dp/B0BW2JDHD8

 

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