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Abdelrahim Hamza: Zwischen Musik und Kalligrafie – eine globale Bildsprache entsteht
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Abdelrahim Hamza: Zwischen Musik und Kalligrafie – eine globale Bildsprache entsteht

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Der marokkanische Künstler Abdelrahim Hamza zählt heute zu den spannendsten Positionen der zeitgenössischen Schriftkunst. Seine Arbeiten lösen die Schrift aus ihren kulturellen und spirituellen Grenzen und verwandeln sie in global verständliche, visuelle Formen. Hamza geht dabei von einer klaren Überzeugung aus: Ein Buchstabe – ob arabisch, amazigh, äthiopisch oder lateinisch – ist mehr als ein sprachliches Zeichen. Er kann sich von Bedeutung, Herkunft oder Identität lösen und zu einer reinen, energetischen Form werden, die durch Bewegung, Rhythmus und Gestalt wirkt. Damit richtet sich seine Kunst an ein internationales Publikum, das nicht liest, sondern sieht.

Bevor er seinen Weg in der Bildenden Kunst einschlug, hatte Abdelrahim Hamza bereits eine bemerkenswerte Laufbahn als Musiker hinter sich. Über viele Jahre hinweg war er als Interpret tätig und veröffentlichte insgesamt neun Alben der amazighischen Musik. Diese künstlerische Vorprägung – geprägt von Rhythmus, Klang und der körperlichen Geste – bildet einen unsichtbaren Resonanzraum, der seine spätere kalligrafische Arbeit tief beeinflusst. Die Bewegung, der Puls und das intuitive Moment der Musik scheinen in seinen Linien weiterzuleben.

Nach dieser musikalischen Phase ließ sich Hamza in Marrakesch nieder, jener Ockerstadt, die über Jahrhunderte hinweg große Meister der Kalligrafie hervorgebracht hat. Dort entwickelte er seine künstlerische Handschrift konsequent weiter und fand rasch Zugang zu renommierten Ausstellungsräumen. Obwohl er sich in die Tradition einer alten kalligrafischen Kunst stellt, öffnet er sie zugleich für neue ästhetische Horizonte. Seine Inspiration speist sich aus den miteinander verflochtenen Kulturen des Maghreb – arabischen, andalusischen und amazighischen Traditionen – und verbindet sich mit einem schöpferischen Geist, der von Experiment, Innovation und einer großen Freiheit des Gestus geprägt ist.

Zentral in seinem Werk ist die gestische Kalligrafie, jene schnelle, präzise, körperliche Bewegung, die dem Buchstaben eine beinahe musikalische Präsenz verleiht. Die Linie wird zur Spur, zum Rhythmus, zur unmittelbaren Übersetzung einer inneren Bewegung. So entstehen abstrakte, minimalistische Bildräume, in denen nicht die Lesbarkeit der Zeichen im Vordergrund steht, sondern ihre Energie und visuelle Kraft. Seine Werke tragen die Wärme, Großzügigkeit und Sensibilität, die seine zeitgenössische Kalligrafie unverwechselbar machen.

Diese Haltung hat ihm weit über Marokko hinaus Anerkennung eingebracht. Seine Arbeiten wurden unter anderem beim Festival du Livre de Marrakech und beim Souk Okaz in Taif in Saudi-Arabien präsentiert. Mehrfach war er Gast der Kulturerbewoche in Abu Dhabi in den Jahren 2019, 2017 und 2015. Zwischen 2013 und 2018 zeigte er seine Werke regelmäßig beim Salon du Cheval in El Jadida. Internationale Aufmerksamkeit erhielt er zudem durch das International Festival of Arts in Delhi sowie durch kulturelle und künstlerische Tage in Gifu in Japan im Jahr 2018. 2017 nahm er an der internationalen Begegnung der Bildenden Künste in Salé und an den künstlerischen Tagen in Belgrad teil. Weitere Stationen seiner Ausstellungen waren 2016 der Internationale Salon für Buch und Edition in Tanger sowie Aix-les-Bains in Frankreich, 2015 die Marokkanische Kulturwoche in Frankfurt, 2014 der Africities-Gipfel in Dakar, die Marokkanische Woche in Libreville und die Kultur- und Kunsttage in Montréal. Bereits 2013 war er Teil der marokkanischen Kulturwoche.

Mit dieser beeindruckenden künstlerischen Entwicklung, die Musik, Bewegung und visuelle Geste miteinander verbindet, behauptet Abdelrahim Hamza heute eine unverwechselbare Position in der globalen Kunstszene. Seine Arbeit zeigt, dass ein Buchstabe weit über sich selbst hinausweisen kann – als Bewegung, als Spur und als offener visueller Raum, der keine Grenzen kennt.

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