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Musikalischer Kulturaustausch
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Musikalischer Kulturaustausch

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Text: marokko-erfahren.de

 

Als Brahim uns erzählt, dass genau in der Zeit, die wir für Taroudant eingeplant haben, ein Musikevent stattfindet, sind wir sofort Feuer und Flamme. Am zeitigen Nachmittag fahren wir mit ihm zur Fondation Amouri M’barek, einer Stiftung, die zu Ehren des vor 7 Jahren verstorbenen Musikers Amouri gegründet wurde.

Das Haus, knapp 15 km außerhalb von Taroudant, gehört Zora Tanirt, seiner Witwe. Sie selbst ist eine leidenschaftliche und in Marokko gut bekannte Sängerin und pflegt hier einen Künstler-Treffpunkt.

Zora Tanirt

Als wir ankommen, sind die Musiker bereits eingetroffen, stimmen ihre Instrumente. Es sind Amerikaner aus Kalifornien, die unter Leitung von Fattah Abbou, einem marokkanischen Musiker die Aza-Band mit Mohamed Aoulou gegründet und traditionelle Amazigh-Musik erlernt haben. Ribab, Lutar, Gembri und Trommeln als typische Instrumente sind im Einsatz, ergänzt durch ein Banjo. Mit Leidenschaft und der größten Selbstverständlichkeit spielen sie die Instrumente, die oft ungewohnten Rhythmen sind ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Viele von ihnen können nach eigenen Angaben außer den erlernten Liedtexten das Tamazight nicht sprechen, haben sich die Übersetzung auf ihre Textblätter geschrieben.


Es ist kein öffentliches Konzert, Ehrengäste sind aber zahlreich geladen, fast nur Männer. Keinen lässt die Musik unberührt. Rwayys, die traditionelle Musikkunst im Süden Marokkos ist vergleichbar mit der Bekanntheit deutscher Volkslieder. So sind Texte bekannt, wir beobachten, wie immer mehr Gäste mitsingen, im Rhythmus klatschen, anfangen zu tanzen.

Musik macht hungrig, dienstbare Geister haben in einem Nebengebäude 10 große Tajine vorbereitet – in der spartanisch eingerichteten Küche herrscht eine unbeschreibliche Hitze. Die Musikinstrumente wandern an die Seite, kleine runde Tische werden verteilt, an denen sich immer 6 Personen auf Sitzkissen niederlassen. Während die Waschschüssel herumgereicht wird, verteilt ein Helfer Gläser, Getränke und Brot auf den Tischen. Plötzlich steht überall eine dampfende Tajine auf den Tischen, es wird still im Raum, reichlich 40 Personen genießen das Essen. Ein besseres Lob an die Köche, als leer gegessen Schüsseln kann es kaum geben. Aber sie bringen zu allem Überfluss noch reichlich gefüllte Obstschalen herein. Nach der Mahlzeit werden ganz einfach die Tische mit allen Resten herausgetragen und schon ist der Raum wieder frei für die Musiker.

Nun gesellen sich weitere Musiker hinzu, Moderne und Tradition mischen sich, völlig ungezwungen greift jeder, den es nicht mehr am Platz hält nach einer Trommel. Als ein Musiker eine Geschichte mit gesungenen Refrain darbietet, er spielt die Gembri, beginnen ein Marokkaner mit dem Ahwach-Tanz und lockt sofort weitere Tänzer in die Kreismitte. Immer mehr Zuhörer gesellen sich dazu, jeder zeigt die Bewegungen, die ihm liegen, ein Kulturübergreifender Tanz entsteht.

Erschöpft aber mit leuchtenden Augen packen die Musiker ihre Instrumente ein, wollen am Abend noch nach Agadir reisen. Aber sie haben die Rechnung ohne ihren Fahrer gemacht. Der bekommt ein Instrument in die Hände, sofort sitzen weitere Spieler neben ihm, seelenruhig musizieren sie im Aufbruchstrubel weiter….

Wir unterhalten uns bei einem in fantastischen Orangetönen leuchtenden Abendhimmel noch bei einem Abschiedstee mit Zora und fahren dann reich gefüllt mit wunderbaren Klängen und Erlebnissen nach Taroudant zurück.

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